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ID: 239Die Helden versammelten sich in der einfachen Hütte des Dorfältesten, dessen wettergegerbtes Gesicht von Sorge gezeichnet war. Mit ernster Miene berichtete er von einer zunehmenden Wolfplage, die das Umland heimsuchte. Die Tiere waren nicht nur aggressiver als gewöhnlich, sondern wagten sich auch in die Nähe der Siedlungen – eine beunruhigende Entwicklung. Um der Ursache dieses Unheils auf den Grund zu gehen, ließen die Gefährten den alten Rimenschneider im Dorf zurück und brachen nach Norden auf.

Der Weg führte sie über eine schmale, hölzerne Brücke, die knarrend über einen träge dahinfließenden Fluss gespannt war. Nebelschwaden hingen tief über dem Wasser, und der Wind trug das Raunen der Blätter aus den nahen Wäldern heran. Kaum hatten sie das andere Ufer erreicht, hielt Farnion plötzlich inne. Seine Augen weiteten sich, als er eine tückische Falle im Unterholz erspähte – eine ausgeklügelte Konstruktion aus angespitzten Holzstacheln, verborgen unter einem dichten Teppich aus Laub. Nur um Haaresbreite war er ihr entgangen. Er machte seine Gefährten auf die Gefahr aufmerksam, und mit erhöhter Vorsicht setzten sie ihren Marsch fort.

Der Pfad führte sie tiefer in den Forst, bis sie auf eine einsame Köhlerhütte stießen. Moosüberwucherte Balken und ein verfallenes Dach ließen darauf schließen, dass hier schon länger niemand mehr verweilte. Die Tür war fest verriegelt, doch Grimbald ließ sich davon nicht beirren. Mit einem kräftigen Stoß seiner Schulter und einem entschlossenen Tritt brach er das altersschwache Holz auf. Im Inneren fanden sie nur einen kleinen Lederbeutel mit einigen Silbermünzen – kein Lebenszeichen, keine Hinweise auf den Bewohner. Die umgestürzten Möbel und hastig zurückgelassenen Habseligkeiten zeugten von einer überstürzten Flucht. Was auch immer hier geschehen war, es ließ nichts Gutes ahnen.

Das erste Blut

Nachdem sie die verlassene Hütte durchsucht hatten, setzten die Gefährten ihren Weg nach Norden fort. Der Wald wurde dichter, die Schatten länger, und eine unnatürliche Stille legte sich über das Unterholz. Kein Vogel sang, kein Insekt summte. Nur das Rascheln ihrer eigenen Schritte durch das Laub war zu hören. Als sie eine kleine Lichtung erreichten, hielt die bedrückende Stille nur einen Wimpernschlag an, bevor sie von tiefem Knurren durchbrochen wurde. Wölfe schlichen aus dem Dickicht, ihre hungrigen Augen funkelten im Zwielicht.

Ohne Vorwarnung stürzten die Bestien sich auf die Helden. Der Kampf entbrannte mit gnadenloser Härte. Farnion kämpfte tapfer, doch eine der Bestien riss ihn mit einem plötzlichen Sprung zu Boden. Zähne gruben sich in sein Fleisch, und ein heißer Schmerz durchzuckte seinen Arm. Mit letzter Kraft schlug er das Tier von sich, während seine Gefährten die Angreifer zurückdrängten. Erst als die letzten Wölfe flohen oder erschlagen zu Boden sanken, bemerkte Farnion ein brennendes Gefühl an der Wunde. Er starrte auf seinen Arm – dunkle Linien breiteten sich wie Ranken über seine Haut aus, seine Blutadern schienen sich schwarz zu färben. Ein Schwindel erfasste ihn, und bevor er warnen konnte, sank er bewusstlos zu Boden.

Ohne zu zögern schulterten seine Gefährten ihn und brachten ihn so schnell wie möglich zurück nach Hirschquell. Dort wurde er in das Haus des Heilers gebracht, doch niemand konnte genau sagen, was mit ihm geschah. Während Farnion in fiebriger Ohnmacht lag, schworen die Helden, der Ursache dieser Plage auf den Grund zu gehen – nicht nur für das Dorf, sondern nun auch für ihren Freund. Mit neuem Entschluss machten sie sich auf den Weg nach Norden, tiefer in den unheilvollen Wald.

Die Quelle des übels

Nach Stunden der Suche fanden sie schließlich eine grausige Szenerie: Ein zerschmetterter Wagen lag abseits des Pfades, umringt von verrottenden Kadavern. Der Gestank von Aas hing schwer in der Luft. Grimbald, der zwergische Krieger, trat näher, um die Überreste zu untersuchen, als ein tiefes, kehliges Knurren die Luft erfüllte. Noch ein Rudel – größer und zahlreicher als zuvor. Flucht war keine Option.

Gwynwen reagierte blitzschnell. Mit der Geschmeidigkeit einer Zirkusakrobatin schwang sie sich an den tiefen Ästen eines Baumes empor, während Ludwig seine Armbrust hob und eine günstige Position suchte. Grimbald packte seinen Kriegshammer fester, während Rotang mit der rohen Kraft eines Holzfällers ins Gefecht stürzte, seine Axt zuckend wie der Hieb eines Schlächters.

Doch trotz ihres Kampfgeistes wurde schnell klar: Diesen Kampf konnten sie allein nicht gewinnen. Noch während der verzweifelten Schlacht erklangen Stimmen aus dem Unterholz. Drei Gestalten näherten sich, und als ihr wütender Schlachtruf die Nacht durchbrach, war klar – Thorwaller! Mit donnerndem Gebrüll stürzten sich die breitschultrigen Seefahrer in den Kampf, ihre Klingen und Äxte zerschmetterten Fleisch und Knochen mit gnadenloser Präzision. Die Wölfe wichen zurück, doch es war ein harter Kampf. Erst als das letzte Raubtier jaulend im Schatten verschwand, konnten die Helden aufatmen.

Während sie ihre Wunden versorgten, stellten sich die Neuankömmlinge als Thorwaller vor, die auf der Jagd nach einem berüchtigten Feind waren. Gemeinsam untersuchten sie den zerschmetterten Wagen – und fanden einen seltsamen Hinweis. Ein Büschel blauen Fells, unnatürlich gefärbt, ein Erkennungszeichen des berüchtigten Orks Blaufell. Sie waren gerade dabei, ihre Funde zu besprechen, als eine plötzliche Bewegung am Rande des Kampfplatzes ihre Aufmerksamkeit erregte. Ein Rascheln, kaum hörbar, ließ Gwynwen innehalten. Ihre Augen verengten sich, als sie angestrengt in die Schatten der Bäume spähte. Ludwig folgte ihrem Blick und legte instinktiv die Hand auf seine Armbrust. Dann erkannten sie es: Eine Gestalt, klein und geduckt, die sich im Unterholz verbarg – ein Goblin.

Ein Goblin! Seine roten Augen blitzten auf, als er bemerkte, dass er entdeckt worden war. Sein Körper war abgemagert, sein Fell struppig und ungepflegt. Panik flackerte in seinen Augen, als er die Gruppe erblickte, und er duckte sich tiefer ins Laub, als wolle er sich unsichtbar machen. Rotang bewegte sich langsam, bedacht, als würde er einem scheuen Tier begegnen. Seine Augen fixierten den Goblin, doch seine Haltung blieb entspannt. Behutsam zog er ein Stück Brot aus seiner Tasche, hielt es einige Herzschläge lang in der ausgestreckten Hand und ließ dem Geschöpf Zeit, den Duft zu erschnuppern. Erst als der Goblin zaghaft einen Schritt näherkam, reichte Rotang ihm die Nahrung – eine stumme Geste des Friedens inmitten all der Ungewissheit. Zögernd, aber getrieben von Hunger, griff der Goblin nach der Nahrung.

Die Sprache des Wesens war den Helden fremd, doch aus seinen aufgeregten Gesten und gebrochenen Lauten vermuteten sie, dass er ihnen eine wichtige Information geben wollte. Es schien, als seien die Wölfe nicht zufällig hier – sie wurden aus dem Finsterkamm gelockt.Langsam wurde klar das dieser Ork größeres im sinn hat.

Mit dieser neuen Erkenntnis machten sie sich eilig auf den Rückweg nach Hirschquell, um Farnion Bericht zu erstatten – aber auch, um sich selbst eine dringend benötigte Ruhepause zu gönnen. Die letzten Kämpfe hatten ihnen alles abverlangt, und sie wussten, dass ihre Reise noch lange nicht vorbei war.